Gryphus – der nächste Volltreffer?
Gryphus – der nächste Volltreffer?

Gryphus – der nächste Volltreffer?

(Lesezeit: ca. 10 Minuten)

Wie der eine oder die andere vielleicht schon mitbekommen hat, bin ich ein ziemlich großer Fan des Simurg. Und wenn dann aus dem gleichen Hause, sprich Eroltec, der nächste Selbstwickler erscheint, dann erwerbe ich diesen natürlich. Und teste ihn. Und berichte darüber.

Also, Vorhang auf für den Gryphus!

Der Imist Gryphus

Äußerlich ähneln sich die beiden Geschwister wenig, lediglich der – eher ungewöhnliche – Durchmesser von 26mm ist beiden gleich. Der Gryphus ist allerdings ein ganzes Stück kürzer; durch seine Höhe von 56,5 mm wirkt er leicht gedrungen, aber dennoch sehr gefällig:

Die Geschwister Imist: Simurg (l), Gryphus (r)

Weitere Unterschiede der beiden: Im Gegensatz zum Simurg ist der Gryphus ein Bottomcoiler. Und er ist für MTL oder RDL, sprich fürs gemütliche Backeschnutzeln oder den restriktiven Lungenzug gedacht – und damit auch für deutlich weniger Leistung ausgelegt. Vom Zug her könnte man ihn mit dem Taifun GT IV vergleichen, der sich bei vielen Dampfern noch größter Beliebtheit erfreut.

Relativ schnell fallen einem zwei Dinge auf: Der Gryphus verfügt über eine obenliegende Airflowcontrol – also ist ein Auslaufen des Verdampfers eigentlich unmöglich. Sehr schön! Und man setzt bei der Topcap auf ein Schraubgewinde anstelle eines Bajonettverschlusses. Nicht so schön.

Obenliegende AFC, aber kein Bajonettverschluss

Wie erwartet ist die Verarbeitung hervorragend – das Gerät fühlt sich wertig an, die Gewinde sind leichtgängig, das Finish gefällt. Das Driptip ist zwar optisch keine Augenweide, allerdings recht angenehm im Mund.

Zum Deck muss ich an dieser Stelle nicht mehr viel schreiben, es ist im Prinzip das gleiche wie beim Simurg V 1.5, inklusive Durchschleifmöglichkeit und gefederter Brücke.

Das Deck des Gryphus. Kommt einem als Simurgianer bekannt vor.

Ja, auch der Gryphus ist in erster Linie ein Mesh-Verdampfer, es befindet sich aber auch ein klassisches Single-Coil-Deck im Lieferumfang.

Das Handling

Der Gryphus ist im Alltag ein “entspanntes” Gerät, das nach kurzer Lernphase auch einen ungeübten Dampfer vor keine größeren Probleme stellen sollte. Dank der Durchschleiftechnik ist die Wicklung schnell angebracht, die AFC ist leichtgängig, das Befüllen einfach, eine Liquidcontrol ist bei einer obenliegenden AFC unnötig. Wie eingangs erwähnt hat Eroltec leider auf einen Bajonettverschluss verzichtet, allerdings läuft das Gewinde der Topcap butterweich. Trotzdem schade, die Schrauberei ist doch ziemlich 2019.

Etwas ungewohnt ist anfangs das Aufsetzen des Decks ins Tankgehäuse, allerdings geht dies mit etwas Übung dann doch völlig reibungslos – und erfreulicherweise muss man dazu das Deck auch nicht extra vom Akkuträger nehmen.

Deck und Verdampferkammer

Der Geschmack

Wie häufiger erwähnt sind Mesh-Verdampfer prädestiniert für süße Liquids, und genau dafür will ich den Gryphus ja auch haben. Zum Geschmacksvergleich nehmen wir natürlich den GT IV, der, obwohl schon ein wenig in die Jahre gekommen, immer noch meine absolute Nummer eins an Singlecoilern ist. Für meine Tests nutze ich nicht die beigelegten Meshstreifen sondern 200er, 300er und 400er Mesh von der Rolle, damit hatte ich beim Simurg ja bereits beste Erfahrungen gesammelt. Testliquids sind das Crème Brûlée von Dr. Fog und das (alte) Eiskaffeenchen von Nebelfee.

Gryphus mit GT IV als Vergleichsgerät plus Leckerchen

Wir beginnen mit der Crème, 300er Mesh, mit eher zurückhaltender Leistung  – und erstaunlicherweise sind die ersten Züge fast schon ein wenig enttäuschend: Flach, dazu nicht das typische “Bäääm” eines Meshers – da muss doch mehr gehen. Und tatsächlich, kaum dreht man die Leistung ein wenig hoch – 38 Watt bei 0.3 Ohm und zu zwei Dritteln geöffneter Luftzufuhr – und plötzlich ist da gar nix mehr flach! Dennoch wird man nicht von der Wucht des Liquids erschlagen, stattdessen umschmeichelt den Gaumen ein angenehm feiner, ausgewogener Geschmack. Leicht überraschend – und natürlich sehr erfreulich. Möchte man es – bei gleicher Leistung – doch etwas brachialer haben geht man mit der Mesh-Dichte einfach ein wenig runter – bereits 200er-Mesh hebt den “Bäääm-Faktor” schon deutlich an.

Beim zweiten Kandidaten, dem Eiskaffeenchen, geht es darum, die Mischung aus cremigem Kaffee mit leichter Vanillenote und einer Portion Frische ausgewogen darzustellen – und genau das macht der Gryphus. Auch wieder eher fein als brachial, vielleicht sogar etwas dezenter als der GT IV, dafür auf Dauer wesentlich konstanter. Hier kommt nämlich einer der Vorteile von Mesh zum Tragen: Während man nach 10ml extrem süßen Liquids bei einem Coiler nur noch einen schwarzen Klumpen vorfindet – und eigentlich nur noch “irgendwas Süßes” schmeckt – entfaltet Mesh seinen Geschmack dann erst so richtig.

Mesh vs. Coil nach 10ml Süßkram

Der alte Spruch, Mesh schmeckt erst dann so richtig gut, wenn es völlig unappetitlich aussieht, ist vielleicht etwas übertrieben, birgt aber einen wahren Kern. 😉

Nachdem der Gryphus mit dem Süßkram derart überzeugt, will ich natürlich auch wissen, wie er sich mit eher nicht-süßen Liquids schlagen würde. Als Referenz dient wieder ein GT IV, als Leckerlies habe ich zwei meiner Alldays ausgewählt: Zum einen das Checkmate White Rook – kühler Ginger Ale mit Granatapfel – zum anderen das Drunken Honey von Snowowl, einem kanarischen Honigrum mit Limette und Orange.

Die nächste Testrunde, wieder gegen einen GT IV

Diesmal nutze ich einen der mitgelieferten MTL-Meshstreifen. Die dicken Dinger lassen sich deutlich schwerer durchschleifen, vielleicht ist das aber auch nur Übungssache. Wichtiger ist ja auch der Geschmack: Das Drunken Honey schmeckt etwas “schwerer” als gewohnt, die Süße geht leicht zu Gunsten der Zitrusnoten zurück, aber das ist wirklich jammern auf höchstem Niveau. Das White Rook hingegen bildet der Gryphus genau so ab, wie ich es vom GT IV her kenne. Ja, der Kleine kann definitiv mehr als nur süß!

Sollte nun, nach zweieinhalb Jahren, tatsächlich ein Gerät meinen absoluten “Wirklich-Allday-Verdampfer” ersetzen? Nun, auch wenn er geschmacklich den GT IV erreicht heißt die Antwort: Nein. Jedenfalls vorerst nicht. Mein Allday-Verdampfer muss einfach immer funktionieren, und der GT IV hat mich in der langen Zeit, in der ich ihn dampfe, noch nicht ein mal im Stich gelassen. Dass er das auch kann muss der Gryphus erst beweisen. Die Gelegenheit dazu bekommt er, denn er ist ab sofort mein Verdampfer für den täglichen Süßkram und löst damit immerhin einen meiner beiden GT IV ab. Glückwunsch!

War sonst noch was?

Auffällig war zu Beginn der verhältnismäßig üppige Flash – ich dampfe mit gerade mal 1,5mg Nikotin, und dafür schepperte das doch ganz schön. Beim zweiten Versuch mit einem etwas schmaleren Streifen war dann der Flash deutlich zurückhaltender, aber durchaus noch spürbar. Also sollte man gerade zu Beginn mit dem Nikotin besser etwas zurückhaltender sein.

In den Tutorials wird drauf hingewiesen, dass man beim Gryphus die Watte deutlich mehr ausdünnen sollte als beim Simurg – beim Einsetzen des Decks in die Kammer wird die Watte nämlich ziemlich komprimiert, und liegt die Watte zu dicht in den Taschen, könnte es Probleme mit dem Nachfluss geben. Allerdings kann man das Ausdünnen auch übertreiben – dadurch kann es passieren, dass beim Befüllen der Verdampfer gnadenlos absäuft. Also es wird passieren. In dem Fall einfach die Base wieder abnehmen, ein paar mal gut Durchfeuern, die Kammer trocken legen, und anschließend ein klein wenig Watte in den Taschen nachlegen. Und beim nächsten Meshen ruhig mal etwas weniger ausdünnen.

Watte gut ausdünnen. Aber nicht zu viel, sonst blubbert es!

Es heißt also auch bei diesem Verdampfer: Erst mal viel ausprobieren. Unterschiedliche Meshdichte und -breite wirkt sich deutlich auf den Geschmack aus, ebenso die Wattemenge, die außerdem entscheidet, ob der Nachfluss stimmt, stockt oder der Verdampfer gar absäuft. Diese Erkenntnis ist nicht neu, da aber immer wieder Newbies meinen, bei einem Selbstwickler müsse alles beim ersten Versuch perfekt laufen, kann man den Tipp ja ruhig ab und an wiederholen.

Preis und Zubehör

Mit knapp 90 Euro (für die Edelstahlversion, die schwarze und die Gunmetal-Version jeweils zehn Euro mehr) liegt der Gryphus im gehobenen, aber nicht im abgehobenen Bereich.
Dafür bekommt man – wie schon beim Simurg – einiges an Ersatzteilen und Zubehör mitgeliefert:

Gryphus mit üppigem Zubehör

Wem das Fassungsvermögen von 8ml nicht reicht kann sich noch den “Boiler Tank” für 40 Euro (Edelstahlversion, sonst fünf Euro mehr) holen. Dieser erweitert das Füllvolumen auf satte 13ml, allerdings auch den Durchmesser auf 32mm. Auf einen Glaspart muss man dabei verzichten, und die Optik ist, nun ja, sagen wir mal gewöhnungsbedürftig.

Das Coil-Deck

Zum mitgelieferten Zubehör gehört auch ein postless Single Coil-Deck. In absehbarer Zeit werde ich das sicher wahrscheinlich auch mal testen, aber für mich ist der Gryphus – wie auch der Simurg – in erster Linie ein Mesh-Verdampfer, von daher wird das mit dem Test sicher noch eine Weile dauern.

Passende Schuhe

Der Gryphus ist ob seines zurückhaltenden Leistungsbereichs auch durchaus für Single-Akkuträger geeignet, jedenfalls so lange diese nicht zu schmal sind – eine Aufnahme von 26mm sollte es schon sein.

Gryphus auf SX Mini SL Class, Lostvape Grus, Aspire Deco (v.l.)

Aber auch auf diversen Dual-ATs macht der Gryphus eine gute Figur:

Gryphus auf Lostvape Thelema, Vapefly Kriemhild, Aspire VROD (v.l.)

Ich habe mich als Stromquelle für die Dovpo Riva entschieden – die Box passt mit ihrer leichten “Bauchigkeit” perfekt zum Gryphus. Wie bei mir üblich wurde das Driptip ersetzt, zum Glück fand sich in meiner Sammlung noch ein kleines Fuzzy von Old Sam. So ergibt sich eine kleine, handliche Kombi, die zumindest ich ausgesprochen hübsch finde:

Gryphus auf der DOVPO Riva

Wer braucht denn nun den Gryphus?

Na, ich! 😉

Ansonsten sollte sich eigentlich jeder, der einen leckeren, gut verarbeiteten Bottom-Mesher für gemäßigten Lungenzug oder etwas offeneres MTL sucht, den Gryphus beim Händler des Vertrauens mal anschauen. Wer auf der Suche nach einem “offenen Scheunentor” ist wäre mit dem Simurg besser bedient, und wer eine Mischung aus beidem sucht – Topcoiler für RDL – wartet einfach noch ein wenig auf den Simurg SX.

Das Fazit

Eroltec hat nach der Premiere mit dem Simurg nun mit dem Gryphus einen weiteren großen Wurf gelandet. Er überzeugt bei der Verarbeitung ebenso wie beim Geschmack und beim Handling, dazu ist der Preis moderat – also ein ganz klares Lob. Und um die Frage in der Überschrift zu beantworten: Ja, der nächste Volltreffer! 👍

Imist Gryphus
Bottomcoiler, Top-Airflow
Maße: 56,5mm x 26mm
Fassungsvermögen: 8ml
Empfohlener Arbeitsbereich zwischen 10W und 50W
Mesh-Deck (verbaut) und Single-Coil-Deck
510er Driptip, Standard-Aufnahme
Edelstahl; Deck und Pluspol Edelstahl vergoldet
Farben: Edelstahl, PVD schwarz, PVD Gunmetal
Preis: 90€ (Edelstahl) bzw. 100€

Vom ersten Batch ist nur noch vereinzelt die Edelstahlversion verfügbar, der nächste Batch soll noch im Sommer diesen Jahres erscheinen.

2 Kommentare

  1. Jo

    Hallo, danke für deinen tollen Test. Welches Material benutzt du beim Mesh? Hast du da evtl. eine Kaufempfehlung für ein Dl Setup? Das beiliegende mit 0.1 Ohm ist doch sehr niederohmig und gefällt mir auch nicht so.

Kommentare sind geschlossen.