Man spricht ja gerne mal von “den Dampfern” oder “der Dampferszene”, als wären die Nutzer der E-Zigarette eine homogene Truppe, quasi Schwestern und Brüder vereint im Kampf gegen die Kippe, dazu allesamt interessiert an den technischen und gesellschaftspolitischen Aspekten des Dampfens. Aber die Dampfer sind genau so unterschiedlich wie… na, sagen wir mal “die Raucher”. Dennoch könnte man eine kleine Typisierung erstellen – und das haben wir hier getan, inklusive eines kleinen Ausblicks auf die Auswirkung der bevorstehenden Steuer.
Natürlich möchte dieser Beitrag mit einem Schmunzeln gelesen werden – die Typisierung ist überspitzt und verallgemeinernd, und es fehlen die Zwischentöne. Dennoch ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass sich der eine oder die andere hier wiedererkennt. 😉
1. Der Umsteiger
Er* dampft ausschließlich als Ersatz zur Tabakkippe, durchweg ein MTL-Gerät, gerne auch ein Podsystem. Er kauft sich alle zwei Wochen sein Lieblingsliquid – meist Tabak oder Erdbeer-Menthol – bei seinem Stammhändler, und er käme nicht mal im Traum auf die Idee, bei Facebook irgendwelchen Dampfergruppen beizutreten. Sowas gibt es? Und wozu?
Eigentlich ist er derjenige, für den das Dampfen erfunden wurde – nämlich schlichtweg als Alternative zur weitaus schädlicheren Tabakzigarette. Und genau das macht der Umsteiger auch: Er nutzt das Gerät einfach.
Von der neuen Steuer merkt der Umsteiger nicht viel, mit 10ml kommt er gut über die Woche, und die Kippen sind ja auch ständig teurer geworden.
2. Der Aufsteiger
Im Prinzip der gleiche Typ wie der Umsteiger, allerdings mit einem etwas stärkeren Gerät – er braucht einfach mehr Druck auf der Lunge, schließlich war er vorher Starkraucher. Er nutzt sein Gerät schon seit Jahren, beschäftigt sich aber ansonsten nicht weiter damit, kennt meist nicht mal den Marken- oder gar Gerätenamen, aber das ist auch nicht schlimm, denn sein Stammhändler weiß genau, welche Coils er alle zwei Monate benötigt.
Ihn trifft die Steuer schon eher, schließlich verballert sein Gerät deutlich mehr Liquid. Und da überlegt er sich schon, ob die Kippe nicht doch günstiger ist – zumal seine Dampfe nach vier Jahren Nutzung in letzter Zeit immer wieder mal rumzickt.
3. Der Hobby-Dampfer
Der Hobbydampfer ist stets auf dem Laufenden, deshalb gehören seine vier bis fünf Geräte, die er parallel nutzt, auch immer der neuesten Generation an. Nicht selten schwärmt er seinem Händler episch von neuen Aromen aus den USA oder Lampukistan vor, von denen dieser noch nie etwas gehört hat. Er ist aktiv in diversen Dampfergruppen auf Facebook – deshalb liest er auch jede Meldung aus der Szene mindestens fünf mal – und eine Dampfermesse ohne ihn ist unvorstellbar. Er glaubt an die Existenz einer homogenen “Dampfercommunity” und die Macht der Online-Petition. Er mischt ausschließlich selbst an, und von den Resten der Aromen, die ihm dann doch nicht so gut schmecken, könnte er eigentlich mindestens noch fünf Jahre zehren.
Von der Steuer und ihren Folgen weiß er sein Hobby massiv bedroht, und so ordert er noch hektisch fünf Liter Bunkerbasis aus dubiosen Quellen. Aber noch bevor der erste Liter aufgebraucht ist stellt er fest: Irgendwie ist das Dampfen nicht mehr das, was es vorher war – immer mehr Aromenhersteller haben aufgegeben, die Vielfalt fehlt, und auch bei der Hardware findet man fast nur noch Podsysteme der Tabakmultis. So widmet er sich schon bald begeistert seinem neuen Hobby – Radfahren oder Fotografie – und nuckelt nur noch hin und wieder an seinem Podgerät, das ihn zumindest davon abhält, wieder zur Kippe zu greifen.
4. Der Nerd
Der Nerd dampft seit gefühlt 20 Jahren, besitzt ausschließlich High End-Geräte aus Deutschland, den USA oder den Philippinen, und für den Gegenwert seiner Sammlung könnte man sich auch einen hübschen Kleinwagen hinstellen. Er ist selten der Wolkenschmeißer, dampft eher MTL oder maximal restriktives DL, und einmal im Monat putzt er akribisch seine Dampfensammlung. Er ist in keiner dieser neumodischen “Communities”, wenn sein Lieblingshersteller alle drei Jahre ein neues Modell auf den Markt bringt weiß er es trotzdem – und kann sich darauf verlassen, dass sein Stammhändler bereits eines für ihn bestellt hat.
Er kennt noch gut die Zeiten, in denen die Aromen ausschließlich in 10ml-Gebinden erhältlich waren, PG und VG separat erworben wurden, und man die Lieblingsgeschmäcker auf den Milliliter genau mit der Spritze anmischte. Über die Steuer schüttelt er ebenso lächelnd den Kopf wie über die Empörung der Branche – es wird weitergehen denkt er sich, wohl wissend, dass seine mechanischen Tubes unkaputtbar sind und auch in 20 Jahren noch ihren Dienst verrichten werden. Lediglich der Verlust seines kleinen Stammdealers, zu dem er mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat, betrübt ihn sehr.
*Anmerkungen
– Wir haben bei der Typisierung ausschließlich von ihm, dem Dampfer gesprochen. Natürlich gibt es in jeder dieser Kategorien auch Dampferinnen, und wir bitten diese herzlich, den Verzicht des Genderns in diesem Artikel zu verzeihen. Aber der Text wäre sonst wirklich unlesbar geworden.
– Natürlich wissen wir nicht, ob die Steuer nicht doch noch gekippt oder zumindest korrigiert wird. Und selbst wenn sie so kommt wie vorgesehen muss das nicht zwingend das Ende der Dampferei bedeuten. Ebenso wie bei unserem Ausblick von vor zwei Jahren hoffen wir, dass es mit unseren hellseherischen Fähigkeiten nicht all zu weit her ist und alles weitaus weniger schlimm wird als befürchtet. 😉
Herrlich,
und leider so wahr. Denn so homogen sind wir Dampfer gar nicht, und genau da fängt das Problem an. Wie bekommen wir uns alle unter einen Hut? Wie schaffen wir es alle ab zu holen? Denn eines ist klar die Steuerreform ist nicht fair.